MMMDCCCLXXXVIII

"Iwan, du bist pervers!"
"Wieso? Ihr eßt doch auch Rossbratwurst."
"Ich bin ja auch keyn Pferd!"
"Und ich bin kein Würstchen."
"Warum hat dieses Kapitel so eine komische Nummer?"
"3888? Keine Ahnung."
"Da fehlen 3884 Kapitel, vorrausgesetzt, man nummeriert wie gewohnt weyter."
"Ritter! Euer Fluch!"
"Huh?"
"Er ist fort!"
"Ja! Dank Fluch- Ex, dem neuen Fluchkiller! Ein Drück, ein Zisch, und der Fluch gehört der Geschichte an."
"Wieviel krieg ich von Eurem Werbehonorar ab, Herr Ritter?"
"Gerade genug, um die Rosswurst zu bezahlen."
"Eure Geldgier hat mir den Appetit verdorben."
Wütend galoppatrabierte Iwan in seinen Stall, um ihn in seine Einzelteile zu demontieren; der Ritter der Heiligen Nagelschere nutzte die dadurch gewonnene Zeit, um Iwans Essen zu vernichten. Doch ein Hilfeschrei seines treuen Rosses veranlaßte ihn zu einem sofortigen Ortswechsel.
"Iwan, du Idiotenpferd! Nicht dämontieren! Demontieren!"
Doch zu spät: Überall krochen Dämonentiere herum; Succubi, Incubi, Flibbergibbets, Asthriten, Shoggotten, Anwälte, Vegetarier, der Fenriswolf, die Midgardschlange, das Dosenwürstchen, Profisportler, das ganze Pack eben.
"Iwan! Einen deyner Tricks!"
Doch Iwans unerschöpflicher Vorrat an Tricks für den Notfall war erschöpft.
Diese kleine Episode hätte leicht das Ende der beiden Helden bedeuten können, wenn nicht genau in eben jenem Moment der Bauarbeiter der Mächte des Lichtes mit seiner geheiligten Dampfwalze eine Abkürzung durch den Stall genommen und versehentlich das ganze Höllengezücht außer den Ritter und Iwan plattgewalzt hätte.
Zum Dank schlug Iwan ihn KO und konfiszierte die geheiligte Dampfwalze (man sollte selbst zu Lebensrettern nie ZU nett sein). Dann walzten sie den halben Subkontinent platt, denn so ist das bei uns in Texas.
"Ritter?"
"Ja, teures Roß?"
"Warum walzen wir gerade den halben Subkontinent platt?"
"Weil wir den Heyligen Kral suchen."
"Aber der ist doch in der Grotte des lachenden Lachses!"
"Oh. Dann nehmen wir mal schnell eben eynen Bus dahin."
Und die nahmen mal eben schnell einen Bus zur Grotte des Lachenden Lachses, einer bekannten Touristenattraktion. Seltsamerweise war der Bus ungewöhnlich voll, es saßen außer dem Ritter der Heiligen Nagelschere, Iwan und dem Busfahrer noch ein in Dunkelorange gekleideter Trenchcoatträger, eine überdimensionale Zigarre, ein alter Mann mit weißem Bart und unzähligen Videokassetten in seinem Rucksack, eine goldene Giftgaswolke und ein weißgekleideter Mann mit blauen Haaren, der ein großes Schild um den Hals trug: "Ich bin nicht der King."
"Iwan!", flüsterte der Ritter der Heiligen Nagelschere. "Der da hinten sieht aus wie der King! (Mit gefärbten Haaren) Was steht auf dem Schild?!"
"Nimm erst mal etwas Fluch-Ex-Pillenform, das macht aber auch jeden Fluch kaputt. Auf dem Schild steht: 'Bitte während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen, außer, sie wollen bei voller Fahrt aus dem Fenster geworfen werden.'"
"Hoffentlich spricht ihn jemand an!"
"Das könnte wirklich lustig werden."
Doch der Busfahrer blieb die ganze Fahrt über unangesprochen, sehr zum Leidwesen seiner Passagiere. Zwischendurch ereignete sich noch ein klitzekleiner Zwischenfall, der allerdings aus Gottes Sicht nicht einmal so klein war:
Allmächtiger blickte aus dem Fenster und schrie auf:
"Auf!"
Dann wurde er von einem UFO entführt.

Die Außerirdischen waren ausnahmsweise keine kleinen Humanoiden mit Mandelaugen wie jeder sie aus der Es- gibt- doch- UFOs- und- die- Wahrheit- ist- irgendwo- da- draußen- auch- wenn- die- Regierung- es- vertuscht- und- außerdem- war- es- doch- kein- Wetterballon- Serie kennt, nein, es waren die guten alten grünen Glibberklumpen mit Stilaugen und Tentakeln, die irgendwie dem Schleimpriester ähnlich sahen. Der Oberschwabbel blickte in ein Buch und sang dann:
"Hahaha <blätterblätter> so sein das <blätter> ..äh.. Lehbn? <blätter> Manche <blätter> nehmen ..äh..hm.. manche <Buch fallenlassen und wieder aufheben>, dann <blätter> hmhmhm <blätterblätter> ah, geben!"
"Glubob.", glubbte die Crew.
"Na, hat es Ihnen gefallen?"
"Naja, das am Anfang könnte etwas flüssiger sein, und das 'Glubob' müßte eigentlich 'Chachacha' heißen."
"Hahaha, so sein das ... Lehbn,
manche nehmen, manche ... geben."
"Glubob."
"Nicht Glubob! Chachacha! Und nicht Lehbn, sondern Leben!"
"Hahaha, so sein das Leben,
manche nehmen, manche geben." "Glu.. Chachacha."
"So richtig?"
"So ist das Leben, nicht so sein das Leben."
"Hahaha, so ist das Leben,
manche nehmen, manche geben." "Chachacha." "Das Chachacha vielleicht etwas enthusiastischer."
"Hahaha, so ist das Leben, manche nehmen, manche geben." "Chachacha!"
"Jetzt <blätter> gut?" "Perfekt!"
"Jetzt wir richtige <blätter> Steuereintreiber. Und du erstes Opfer!"
"Oh nein!"
Gott rannte durch die Tür der Kommandozentrale aus eben jener hinaus.
"Glabub! Glubberglubber!"
"Chachacha!"
Plötzlichst fand sich der Allmächtige im Thronsaal des allerallerhöchsten Gerichts wieder. Der allerallerhöchste Richter blickte auf den Allmächtigen herab, als dieser ihn ansprach:
"Warte nur, Elender, am Tag des Jüngsten Gerichts werde ich auf diesem Stuhle thronen."
"Sind sie A. Gott?"
"Der bin ich."
"Herr Allmächtiger Gott?"
"Sie können mich auch nur Herr Gott nennen, ich bin bescheiden."
"Herr Gott, der Behörde für Machtzuteilung an die diversen Gottheiten (BfMaddG) ist ein äußerst bedauerlicher Fehler (äbF) unterlaufen; die Einschaltquoten (EQ) Ihrer Filme (IF) wurden mit denen eines gewissen 'Peter Alexander' ('PA') verwechselt. Ihre alten Machtbefugnisse (Mb) werden Ihnen natürlich sofort zurückverliehen. Jetzt muß nur noch jemand diesen Dingsda wieder entmachten."
Als der nun wieder allmächtige Allmächtige glücklich grinsend das allerhöchste Gericht verließ erwarteten ihn schon unzählige Reporter (midestens zwei).
"Herr Gott, was werden Sie nun als allererstes tun?"
"Mir mein Video, 'Soddom und Gomorrha vor der Katastrophe', zurück. Dann schaffe ich das Werbefernsehen ab und schau mal schnell in das Zeitalter des Eisverkäufers. Weiteres muß ich mir erst noch überlegen."
"Wann kommt Ihr nächster Film in die Kinos?"
"Wenn die Leute den letzten nicht mehr ertragen können."
"Also schon vor in 28,2558 Jahren?"
Gott befeuersäulte das Lumpenpack und stattete dem Mann in Schwarz (MiS) einen kleinen Besuch ab.

Währenddessen erreichten sowohl der Bus mit Iwan, dem Ritter der Heiligen Nagelschere, dem Dunkelorangen Agenten, dem Busfahrer und dem Typen, der nicht der King war, als auch die Gute Fee und Mahhggs Klon auf ihrer Regenbogenwunderzauberharley die Grotte des Lachenden Lachses. Dort bestaunten sie eine Zeit lang Stalagmiten, Stalaktiten und Souvenirstände, bis der Heilige Kral aus einem bodenlosen Loch auftauchte.
Dann gab es ein kleines Durcheinander:
Der Ritter der Heiligen Nagelschere auf seinem treuen Roß Iwan, der Dunkelorage Agent auf seiner fliegenden Reitzigarre, die Gute Fee und Mahhggs Klon auf der Regenbogenwunderzauberharley und der Typ, der wirklich nicht der King war, auf seiner Giftgaswolke griffen alle gleichzeitig nach dem Heiligen Kral. Daraus resultierte eine ziemliche Prügelei, in deren Verlauf unter anderem die Gute Fee Iwans Zähne eroberte, der Ritter der Heiligen Nagelschere versehentlich die Regenbogenwunderzauberharley zerbrach, Mahhggs Klon eine Midlifecrisis durchlebte und der Dunkelorange Agent dem Typen, der nicht der King war, die Perücke vom Kopf riß. Da unterbrachen sie alle den Kampf, denn sie erkannten, dass der Typ, der nicht der King war, doch der King war. Oder so. Da geschah etwas Unerwartetes:
Plötzlich wechselte der Mond in den vollmöndigen Zustand und zwang so den Busfahrer, die Gestalt zu wechseln, denn jener war eine Weramöbe. Wie ein jeder weiß, sind Weramöben nur durch das Einschießen dreier silberner Kugeln direkt in ihr Herz zu töten, doch dies hat einen kleinen Nachteil, denn Weramöben sind, im Amöbenzustand, Einzeller und haben demnach gar keine Herzen. Doch das war nicht weiter tragisch, denn die Nichtamöben konnten sich sowieso keine Silberkugeln leisten.
"Schlobbergalubber."
"Er sagt, das gehöre wohl ihm", dolmetschte Glubbor Glubbson, ein Enkel des Schleimpriesters und Simultanübersetzer, der, bislang unbemerkt, schon die ganze Zeit in Iwans Satteltasche mitgereist war.
"Gallobbobbbber."
"Er sagt, die Mächte der Finsternis würden ihn dafür gut bezahlen."
"Garuubl!"
"Er sagt, es sei ein uraltes Naturgesetz, das große Amöben kleinere Schleime verschlucken dür..."
Die Weramöbe hielt sich sehr streng an die Naturgesetze, denn sie war verbeamtet worden.
"Ha, Schleimi!", schrie der Dunkelorange Agent, "Natürlich hab' ich noch einen Trick in der Trenchcoattasche!"
Er zog eine kleine dunkelorange Fernbedienung aus der Tasche und drückt auf deren einzigen Knopf. Kurz darauf erschütterte ein Tosen und Beben die Grotte des Lachenden Lachses.
"Ich habe gerade den Mond gesprengt! Kein Mond ist fast so gut wie Neumond, und deshalb wirst du von nun an nie mehr eine Weramöbe sein können, du wirst auf ewig ein jämmerlicher Busfahrer bleiben."
"Danke, du nicht besonders helle Orange!", hauchte die Gute Fee und schmiß den Dunkelorangen Agenten in das bodenlose Loch.
"Doch halt! Ich noch nicht besiegt! Ich bin kein gewöhnlicher jämmerlicher Busfahrer, ich bin..."
"Oh nein! Er ist Superbusfahrer, der Schrecken aller Schulkinder!", schrien die übrigen Kralsjäger im Chor.
"Und ich kooperiere nicht etwa mit den Mächten der Finsternis, ich bin ein direkter Untergebener des Altenativen Gottes #5, der vor 28,2558 Millenien als Alternative zum Schauspieler-Gott gegründet wurde. Tschüß dann, Ihr Versager!"
Er grabschte den Kral und sprach in seinen Kommunikator:
"Beam mich hoch, Gotty!"
Dann verschwand er.
Nun hatten sie keinen Grund mehr, sich zu bekriegen, demzufolge vertrugen sich die Ex- Kralsucher wieder miteinander. Die Gute Fee entschuldigte sich sogar beim Dunkelorangen Agenten, doch dieser war damit beschäftigt, den Boden des bodenlosen Loches zu finden und konnte sie deshalb leider nicht hören; aber es ist ja die gute Absicht, die zählt, nicht wahr?
Zum Abschluß verkaufte der Souvenirhändler, der in einem früheren Leben Totengräber in Atlantis gewesen war, den Helden jeweils vier 100%-Original-Nachbauten des Heiligen Krals, den sie so lange und so vergeblich gesucht hatten.
"Wißt Ihr", vertraute er ihnen an, "Die sind genauso echt wie der geklaute Heilige Kral, den Superbusfahrer hat mitgehen lassen. Der wirkliche Heilige Kral wurde schon vor langer Zeit von einer genmanipulierten Nacktschnecke gefressen; eine gute Lehre zur Vorsicht im Umgang mit der Genmanipulation."
"Wie Heino?", fragte Mahhggs Klon.
"Genau wie der."
Als der ganze Haufen sich zur Abschlußfeier in eine Kneipe verdrücken wollte, verließen Herr Gott und seine Gemahlin Nur- aussprechbar- wenn- man- unter- Drogen- steht- und- sich- den- Schädel- an- einem- Stahlträger- angeschlagen- hat in ihrer ultrakitschigen rosa Hochzeitskutsche (das geht in diesem Buch aber alles verdammt schnell) den Hyperraum und landeten vor jener Gruppe.
"Sucht uns als Hochzeitsgeschenke das Grammophon des letzen Einhorns, den Wasserwerfer der Apokalypse und ein BSE-Bärchen! Sonst setzt's Feuersäulen!"
So mußten die Gute Fee, Mahhggs Klon, der Ritter der Heiligen Nagelschere und sein steuerfreies Roß Iwan (Der King hatte sich wieder einmal im richtigen Moment verdrückt) drei absolut unnütze Hochzeitsgeschenke für Drogen-Stahlträger (ihr Kurzname) und den Allmächtigen besorgen, anstatt sich mal wieder richtig besaufen zu können.
Doch da hatte Mahhggs Klon eine grandiose Idee: Er verwendete seinen letzten Wunsch (die Gute Fee hatte ihm ja deren drei gewährt), um Gott auf den unnützen Kram verzichten zu lassen. Damit ersparte er sich und den drei anderen viel Arbeit, so dass das Besäufnis doch noch stattfand.

Später trennte sich die Gruppe wieder, denn der Ritter der Heiligen Nagelschere mußte der Heiligen Nagelschere die Heiligen Krale übergeben. Bald schon kam er, begleitet von Iwan dem Fusselpferd, an eine Brücke, die von einem grimmigen Brückenwächter bewacht wurde. Jener hielt in seinen Händen ein Schild fest umklammert, auf welchem zu lesen stand:

Für Ritter heiliger Fußpflegegerätschaften
die den Heiligen Kral abliefern wollen
kein Durchgang
Ich bin NICHT bestechlich
(ich bin selbständig)

"Seyd mir gegrüßt ehrenwerter Brückenwächter! Ich bin der Ritter der Heyligen Nagelschere, und ich bringe die Heyligen Krale zurück nach Hause."
"Ich hab' ein Déjà vu!", ächzte Iwan.
"Dann dürft Ihr nicht über die Brücke!"
"Ich will nicht über die Brücke, ich will passieren!"
Der Brückenwächter stutzte.
"Dich kenn ich doch! Trotzdem, auch dies sei Euch verwehrt."
"Warum? Will es so das Gesetz?"
"Nein, ich will es so."
"Dann erschlage ich dich eynfach, dann willst du mich nicht mehr hindern wollen."
Und der Ritter der Heiligen Nagelschere zog sein Schwert.
"Halt ein, oh irgendwoher bekannter Ritter, denn auch dies ist gegen meinen Willen!"
"Das ist schlecht."
Der Ritter der Heiligen Nagelschere warf sein Schwert fort.
"Es gibt nur eine Möglichkeit, passieren zu dürfen: Ihr müßt mich im Baccara besiegen."
"Das kann ich nicht."
"Im Blackjack?"
"Die Regeln sind mir unbekannt."
"TicTacToe?"
"Hä?"
"Das mit den Kreuzen und den Kreisen..."
"Igitt, nein!"
"Ja, welche Spiele beherrscht Ihr denn überhaupt?"
"Ich kann nur ein eynziges: Von der Brücke springen."
"Das klingt interessant, Ritter der Heiligen Nagelschere, nun sagt aber, wie sind die Regeln dieses Spiels?"
"Ganz eynfach: Wir springen beyde von der Brücke, und wer zuerst unten ankommt, der hat gewonnen."
"Das klingt einfach, doch macht es doch erst einmal vor, Herr Ritter!"
Und so sprang der Ritter der Heiligen Nagelschere von der Brücke in den Abgrund hinab.
"So", meinte Iwan, "und jetzt müßt Ihr springen, Herr Brückenwächter."
"Ach ja? Und dann gallopatrabierst du einfach über die Brücke? Nein, so leicht laß ich mich nicht reinlegen."
"Aber wenn Ihr nicht springt, dann kommt der Ritter als erster unten an und darf über die Brücke."
"Das ist ein Problem, doch ich habe die Lösung: Wir springen beide zur gleichen Zeit!"
Und so sprangen Iwan und der Brückenwächter zur gleichen Zeit von der Brücke in die Tiefe. Doch als der Wächter zurückblickte, sah er überraschenderweise den Ritter der Heiligen Nagelschere und sein treues Roß Iwan auf der Brücke stehen.
"Ha!", schrie er, "Selbst schuld, wenn Ihr mir einen Vorsprung gebt, Herr Ritter! Dann gewinne eben ich!"
Und wahrlich, der Brückenwächter gewann das Springspiel. Nur leider nutzte es ihm herzlich wenig, ganz im Gegensatz zu den beiden Verlierern.
Gewinnen ist nicht alles.
Irgendwann erreichten sie dann das Tal der Heiligen Nagelschere, welches genau hinter den Feilenbergen und östlich vom Nagellacksee gelegen war. Doch welch unangenehme Überraschung erwartete sie:
Die Singenden Haarsiffmonster hatten das gesegnete Tal der Heiligen Nagelschere erobert und den Kult der Nagelschere abgeschafft!
Überall krochen quietschende kleine Mädchen herum, die Ritter der Heiligen Nagelschere hatten sich in den Untergrund flüchten müssen. Außerdem brannten unter dem Horizont Häuser und Felder, damit auch etwas Endzeitatmosphäre aufkommen konnte.
"Iwan, was ist hier geschehen?"
Iwan erzählte seinem Herrn den Inhalt des vorherigen Absatzes, denn jenem war es ja aufgrund seines fanatischen Analphabetentums nicht erlaubt, ihn selbst zu lesen.
"Oh neyn, wie schrecklich! Was können wir nur tun?"
"Wir könnten spontan eine Lichterkette organisieren, um unseren Protest auszudrücken, oder aber wir gründen eine Bürgerinitiative gegen die Besetzung unseres Tales."
"Und das soll helfen?"
"Nein, aber es zeigt, das wir uns mit den anderen Gefolgsleuten solidarisieren."
"Iwan, du hast mir doch mal das eyne Buch da vorgelesen, das mit den Orks und dem eynen Armband, oder so."
"Das war ein einer Ring."
"Egal, aber am Schluß kehren doch die eynen Helden heym und der zweytoberste Fiesling hat ihr Dorf eynkassiert. Was haben sie dann nochmal dagegen gemacht?"
"Sie haben ihn verdroschen. Oder so."
"Das machen wir jetzt auch!"
"Ein genialer Plan, Herr Ritter, brilliant! Wie bei Tolkien!"
"Tja, Vorlesenlassen bildet halt eben doch."
So zogen die beiden Krieger des Friedens oder so zu dem Schloß der Singenden Haarsiffmonster, das zufälligerweise früher dem Vater des Ritters der Heiligen Nagelschere, dem guten König des Tales der Heiligen Nagelschere, gehört hatte.
Die Singenden Haarsiffmonster drängten sich ängstlich in der hintersten Ecke des Thronsaals zusammen, als der Ritter der Heiligen Nagelschere durch das Hauptportal und Iwan über den Speiseaufzug in den Raum eindrangen.
"Ha! Jetzt wünscht euch ruhig, Engel zu seyn!" schrie der Ritter, als er mit einer Schöpfkelly, äh, Schöpfkelle auf die Schreienden Haarsiffmonster (Singen war das, selbst bei allerbestem Willen, bestimmt nicht mehr...) eindrosch und so die Welt von einer weiteren Plage befreite. Dann wurde er leider von der Bundesprüfstelle für tugendgefährdende Ritter indiziert und in eine Parallelwelt verbannt, doch Iwan befreite noch schnell des Ritters Familie aus dem unkomfartablen 28,2558-Zellen-Luxusverließ, das diese nur widerwillig verließ:
"Hier gefällt es uns aber ganz gut, wir müssen nicht eynmal regieren und werden trotzdem gut behandelt!"
"Außerdem haben wir hier sogar Pay-TV!"
"Und Kaviar bis zum Umfallen!"
"Es reicht! Hier sind die Heiligen Krale, und jetzt ab nach oben, Land befreien und das mutigste Fusselpferd aller Zeiten zum Ritter der Heiligen Nagelschere schlagen!"
So wurde Iwan, nach jahrelanger und mühevoller Planung, selbst zum Ritter der Heiligen Nagelschere und konnte so viele neue Vergünstigungen, die ihm früher verwehrt gewesen waren, genießen, wie zum Beispiel ein eigenes Pferd (eine Pferdin, um genau zu sein).
Daß der frühere Ritter der Heiligen Nagelschere weit ab von allen gebräuchlichen interdimensionalen Reiserouten auf die Rettung durch sein vermeintlich treues Roß harrte, tangierte Iwan genausoviel, als ob Gott seine eigenen Videokassetten verspeiste.


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Dominik D. Freydenbergers "Die Hundert Hühner Hammurabis"