Die Dübelgottsekte - eine uralte, doch relativ unbekannte Religionsgemeinschaft, die ihre Ursprünge in den ersten Besuchen der extraterristischen Zimmerleute bei den Urmenschen innehatte, denn damals überreichten jene den unzivilisierten Vorfahren der zivilisierten Urmenschen die ersten der Menschheit bekannten Dübel.
Doch was nutzt ein Dübel, wenn man keine Wand hat, in die man ein Loch bohren kann, um darin den Dübel zu versenken?
Also erhoben Neandergipfler (sie lebten auf dem Gipfel des Berges Neander, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Tal) den Dübel zum Kultobjekt. Im Laufe der Zeit war diese Religion vielen Veränderungen unterworfen, zum Beispiel nahm die Zahl der Kultdübel nach der Entdeckung einer Dübelfertigungsmethode rasant zu, denn jeder Priester mußte mindestens einen Gold- Luxus- Extremst- Teuer-, einen Uran- Platin-, einen Hochmagisch- Verzaubert- und einen HiTec- Doppel- Dübel erwerben; der Erlös kam der Erweiterung des Dübelimperiums zugute, das sich meistens nur im Geheimen verbreitete.
Aus diesem Grund stellte sich der Dübelsekte so gut wie niemand entgegen, denn von eine Organisation, von der man nichts weiß, kann man keine Steuern verlangen. Eigentlich begegnete die Dübelgottsekte nur einem wahren und gefährlichen Gegner:
DER KÜBELGOTTSEKTE!!!!!!!!!!!!!!!
Diese abscheuliche Sekte, die sich aufgrund eines tragischen Rechtschreibfehlers vor langer Zeit von der Dübelgottsekte abgespalten, vergrößerte und verformte die Dübel enormstens, benannte sie in Kübel um und transportierte darin Schmutzwasser.
Natürlich empfanden die Dübelgottsektierer dies als ein schreckliches Sakrileg, und so folgte ein äonenlanger heiliger Krieg zwischen diesen beiden Gruppierungen, der noch immer währt.
Doch sollte die Revolution jemals auch nur von der Existenz der Dübelgottsekte erfahren, würde sie sie, ohne auch nur deren Ziele und Absichten zu kennen, erbarmungslos verfolgen und fortrevolutionieren. Verständlich, dass sich die Dübelgottanbeter in der Kanalisation verbargen, denn wer will schon von Revolutionären revolutioniert werden?
Die Revolution - der Befreiungsschlag der unterdrückten Menschheit gegen das totalitäre Regime, der allen gleiche Chancen verschaffte und jedes Unrecht vom Angesicht der Welt entfernte. (Dies behaupteten jedenfalls die Informationsquellen der Revolution...)
Ihr Anführer, ihr großes Leitbild, war der 'Große Blubber'; der erste und höchste Revolutionär und Gleichester unter Gleichen. Er lenkte die Geschicke des neuen und revolutionären Staates, verkörperte die absolute Freiheit und setzte 1984 auf den Index, denn in diesem Buch wurde sein Name verunglimpft (Nichtsdestotrotz (ein herrliches Wort, finden Sie nicht auch?) wurden Auszüge daraus als Leitfäden und Lehrbücher für den Erhalt der Freiheit der Bürger des revolutionierten Staates verwendet, der Große Blubber hätte eine Nichtbeachtung dieses ausgezeichneten Materials mißbilligt.), deshalb war es nicht ganz für die breite Öffentlichkeit geeignet.
Für die höheren Gesellschaftsschichten ließ er eine überarbeitete und vegetarierfeindlichere Version erstellen, hauptsächlich, um der Bevölkerung (abgesehen von den fanatischen Analphabeten, die mit unerbittlicher Härte verfolgt und diskriminiert wurden) unterhaltsame (aufgrund der verlängerten Verhöre und Folterungen) und lehrreiche (siehe oben, vor allem für Folterer) Literatur bieten zu können.
Der Große Blubber blickte aus dem Fenster seines Luxus-Büros auf den Ruhmreichen Platz der Glorreichen Revolution hinab. Dort erlegten seine Wachen gerade einen konterrevolutionären Vegetarier, der es gewagt hatte, vor dem Palast der Revolution einen Sojaburger zu besitzen.
"Ich hasse Sojaburger.", murmelte Blubber, und drehte sich zu seinem Gast um. "Was halten Sie von diesem Zeug?"
"Oh, ich bevorzuge, wie die meisten Angehörigen meines Volkes, Mais, Hamsteressen oder, in seltenen Fällen, Hamstereßessen. Dafür muß ich dann aber ab und zu ein paar meiner Köche opfern, sonst verhungert es mir."
Der Große Blubber verbarg seine geringschätzigen Gedanken hinter einem freundlichen Grinsen, er wollte den Herrn der Hamster nicht verärgern. Noch nicht.
"Das klingt mir sehr nach streng vegetarischer Ernährung..."
"Wir Hamster - Vegetarier? Eine seltsame Idee."
"Ich erinnere mich aber, in der Schule gelernt zu haben, Sie seien alle reine Pflanzenfresser, also Vegetarier."
"Wunderbar, nicht wahr? Dieses Gerücht war schon unseren Vorfahren äußerst nützlich. Wenn ein Kaninchen zum Beispiel einen Hai neben sich erblickt, dann fühlt es sich bedroht und flieht, ein Hamster, also ein scheinbarer Pflanzenfresser, stellt, aus seiner Sicht, keine Gefahr dar. Man muß das Opfer nur schnell genug verschlingen und sollte keine Spuren hinterlassen, die den Anschein zerstören könnten."
"Anscheinend beherrscht Ihr Volk doch mehr, als nur in einem Rad andauernd herumzulaufen oder sich die Backen mit Körnern vollzustopfen. Eine beachtliche Täuschung, in der Tat."
"Ich hoffe, das sie unsere Tarnung nicht auffliegen lassen werden?" (Das würden Sie nämlich sehr schnell bereuen.)
"Aber natürlich nicht." (Natürlich noch nicht.)
"Warum sind Sie eigentlich so vehement gegen Vegetarier?"
Das Gesicht des Großen Blubber krampfte sich unwillkürlich zusammen.
"Ich war damals fünf Jahre alt. Meine Eltern ... Sie arbeiteten in einer Dosenfabrik... Eines Tages gab es einen ... Unfall. Die Tofupackmaschine ... Sie wurden auf 2558 Dosen verteilt und von unzähligen Vegetariern gegessen! Nur weil diese Monster nicht auf Tofu verzichten können!"
"Verzeihen Sie meine Taktlosigkeit, aber essen Vegetarier Tofu mit Revolutionärseltern?"
"Die kapitalistische Firmenleitung beschloß, die Dosen auszuliefern, den Unfall zu vertuschen."
"Wie tragisch!"
"Ohne Vegetarier hätte Tofu niemals so eine Verbreitung erfahren. Diese mißgestalteten Kreaturen sind an allem schuld!"
"Auch an der Inflation, der hohen Kriminalitätsrate, dem Drogenmißbrauch, den Seifenopern, AIDS, der Umweltverschmutzung und sogar an <dramturgisch notwendige Pause> HSE (Hamsteroide Spongiforme Enzephalopathie=Hamsterwahnsinn)!?"
"Ja."
'Das macht sie einem fast schon wieder sympathisch.', dachte der Herr der Hamster, still und leise, nur für sich..
"Scheußlich", sagte er, laut und vernehmlich.
"Ihr Dübelpriester seid alle Vegetarier(=Hamsteresser)?"
"Nicht alle, einige wenige nur. Wir nehmen auch Randgruppen auf, Vegetarier (=Hamsteresser), Raucher, selbst Schriftsteller. Wir sind tolerant."
Mit Grauen beobachtete Globnik, wie der Dübelpriester seinen Tofuburger in den Senfkaffee dippte und ihn danach an einem Stück verschluckte. Sein Brechreiz ließ sich nur mühsam unterdrücken, doch dem Priester schien es vorzüglich zu schmecken.
"Ihr Hamsteresser habt alle so einen ausgefallenen Geschmack?"
Der Dübelpriester blickte ihn verwirrt an.
"Geschmack? Wie darf ich das verstehen?"
"Nun, Tofuburger in Senfkaffee ist eine etwas exzentrische Kombination..."
"Exzentrisch? Das ist unser populärstes Gericht. Nahezu jeder Dübelpriester ernährt sich fast ausschließlich davon."
"Nun gut, ich bin tolerant.", beendete Globnik das Gespräch und tunkte sein Steak aus Fleischimitat in die Apfel- Grapefruit- Vanille- Limonade.
Zeitgleich mit dieser Handlung tauchte ein Kanal-U-Boot aus der Versenkung auf. Es war das bestellte Kanaltaxi, das Globnik und den Dübelpriester zum Hauptquartier der Konterrevolution bringen sollte.
Der Große Blubber blickte auf die Versammlung seiner direkten Untergebenen, welcher er nun seinen neuesten Plan darlegte.
"Wir alle wissen, dass bösartige vegetarische Konterrevolutionäre das Volk und uns um die schwer erkämpften Früchte der Revolution bringen wollen."
Die Untergebenen taten murmelnd ihr Mißfallen ob diese Sachverhalts aus.
"Doch ich habe einen genialen Plan!"
Die Untergebenen bekundeten ihre Zustimmung.
"Wir werden durch einen konterkonterrevolutionären Schlag die Versuche der Konterrevolutionäre, unseren Revolutionären Staat zu vernichten, vereiteln."
Die Untergebenen klatschten auffälig enthusiastisch. Einer jedoch fragte:
"Aber wenn die Konterrevolutionäre unseren konterkonterrevolutionären Schlag durch einen konterkonterkonterrevolutionären Gegenschlag kontern?"
"Dann müssen wir dem mit einem konterkonterkonterkonterrevolutionären Gegengegenschlag entgegenschlagen, um unserem konterkonterrevolutionären Gegenschlag doch noch zu Erfolg zu verhelfen."
Nach einer kleinen Denkpause begannen die Untergebenen zu applaudieren, jedenfalls jene, die noch nicht schliefen. Die übrigen wurden schnellstens entsorgt, denn die wandernden Müllsäcke des Großen Blubbers, seine Lieblingshaustiere, brauchten Futter. Natürlich waren die Müllsäcke keine Vegetarier(=Hamsteresser).